„Wahnsinniges Schießen“: Alexander Lüer regiert Lippstädter Schützenverein
03.07.2018

Alexander Lüer regiert Lippstädter Schützenverein mit Denise Danzebrink

LIPPSTADT Montagmittag. 13.49 Uhr. Bellevue. „20 bis 30 Schüsse braucht der noch“, flüstert ein Schütze dem anderen zu. Was für eine Fehlprognose. „Da ist das Ding“, hallt es wenige Sekunden später über den Festplatz. Alexander Lüer (29) reißt die Arme in den strahlend blauen Lippstädter Schützen-Himmel. Mit dem 230. Schuss hat der Oberleutnant soeben „ein wahnsinniges Vogelschießen“ (O-Ton: Oberst Toni Rösch) für sich entschieden.

Freudentränen löste das aus beim neuen König des Lippstädters Schützenvereins. Mit ohrenbetäubendem Jubel stürmten die Kameraden der ersten Kompanie auf ihren Oberleutnant zu. Der Bankkaufmann konnte sich vor Gratulanten kaum retten, bevor er auf den Schultern der Schützen zu seiner Freundin und Mitregentin Denise Danzebrink (23) getragen wurde.

Aber von vorne: Um Punkt zwölf eröffneten die scheidenden Regenten Annette und Uwe Korthaus den Wettbewerb um ihre Nachfolge mit den ersten beiden Ehrenschüssen. Was folgte, waren 109 Minuten Hochspannung.

Schießmeister Heinrich Giebeler und Assistent Michael Bärtschi trauten ihren Augen kaum, als Königsadjutant Dr. Dr. Wolfgang Rieffel mit dem dritten Ehrenschuss die Krone vom Vogel knallte. Das Schützenvolk auf dem schon mal besser gefüllten Festplatz in der Bellevue feierte den neuen Kronprinzen laustark. „Man kann einfach nicht loslassen“, kommentierte Toni Rösch den Coup des nimmermüden Adjutanten.

Im Eiltempo ging die Insignienjagd weiter. Nils Braun, Rieffels Kronprinz-Vorgänger, sicherte sich mit dem sechsten Schuss den Apfel. Und dann brach plötzlich der Schlagbolzen des Gewehrs. Schnell musste Ersatz her. Ersatz mit hörbar mehr Schlagkraft.

Mit dem 43. Schuss holte sich Alexander Köhne (vierte Kompanie) den Titel des Zepterprinzen. Nachdem um 12.45 Uhr mit Patrone 75 der Schwanz gefallen war und Michael Timmermann als inoffizieller Schwanzkönig zur Belohnung 42 Grad warmen Kräuterlikör erhalten hatte, wurde es ernst.

„Keine Zeit mehr für Fisimatenten. Jetzt geht es um den ganzen Vogel“, rief Moderator Uli Pütt ins Mikro. Dauerfeuer auf das Herz des von Meinolf Schütte aus Bad Westernkotten gebauten Aars war die Folge. Die Schlange unter der Stange blieb erstaunlich lang. Favoriten auf den Titel wollten sich so schnell nicht herauskristallisieren. „Was für ein spannendes Ding hier. Die schießen alle gut“, meinte ein Zuschauer.

Hintereinander hatten da gerade Thomas Borelli, die Ex-Könige Simon Brenzinger und Jörg Ferkinghoff sowie Claudius Christ, Hans-Joachim Menke, Guido Krause, Alexander Lüer und Niko Kaster ordentlich die Fetzen fliegen lassen.

Krause suchte sobald Blickkontakt zu seiner Frau. Grünes Licht. Und nach seinem Volltreffer drehte sich der Vogel erstmals um die eigene Achse. Die Reihen lichteten sich prompt. Übrig blieben neben Krause (zweite Kompanie) Claudius Christ (dritte Kompanie) und Alexander Lüer. Noch bestand der Vogel-Rest da aus zwei Platten. Deshalb auch die 20-bis-30-Schuss-Prognose. Sie wissen schon.

Alexander Lüer war es egal. Er machte um 13.49 kurzen Prozess und verriet wenig später im Patriot-Gespräch, dass die Königswürde alles andere als geplant war. „Ganz spontan da vorne habe ich das entschieden“, verriet der 29-Jährige und zeigte auf die Vogelstange.

Den Titel des Jungschützenkönigs hatte sich derweil am Vortag Max Koch mit dem 105. Schuss gesichert. Weitere Ehrungen rundeten das Fest-Wochenende ab.

Quelle: Zeitungsverlag Der Patriot GmbH http://www.DerPatriot.de  von Dominik Friedrich

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